Kapitel 3

ALLES IST ILLUSORISCH, ALLES IST NUR BEWUSSTSEIN;
DIE VEREHRUNG DES EIGENSCHAFTSLOSEN

 

 

 

                                                                                    1
(Ribhu:)

 

Ich fahre fort mit dem, was der Höchste Shiva sagte.
Die verschiedenen Wesen und Welten sind illusorisch.
Existenz und Nicht-Existenz sind illusorisch.
Schöpfung, Erhaltung und Auflösung sind illusorisch.
Zerstreuendes Vergnügen und Anhaftungen sind illusorisch.
Die Sinne und dergleichen sind illusorisch. Brahma ist illusorisch.
Die Veden und anderen Schriften sind illusorisch; alle Worte sind illusorisch.
Das Höchste Brahman, die Fülle der Seligkeit, ist die einzige Wirklichkeit.

 

2

 

Die verschiedenen Arten von Wohl und Wehe sind illusorisch.
Das wundervolle Heim und der Besitz sind illusorisch.
Der würdige Guru und der Schüler sind illusorisch.
Die Eigenschaften – Gut und Böse – sind illusorisch.
Eingang und Ausgang sind illusorisch. Das Verschlossene und das Offene sind illusorisch.
Zahlen sind illusorisch. Jeder Satz und jede Bedeutung sind illusorisch.
Diesseits und Jenseits sind illusorisch. Furcht ist illusorisch.
Das makellose Höchste Brahman ist die einzige Wirklichkeit.

 

3

 

Die puranas und itihasas (Legenden und Epen), welche zitiert werden, sind illusorisch.
Ursache und Wirkung sind illusorisch. Isvara (der Herr) ist illusorisch.
Die sich ausdehnende Welt ist illusorisch. Lebewesen sind illusorisch.
Bindung, Befreiung, Glück und Leid sind alle illusorisch.
Götter und Dämonen sind illusorisch.
Meditation ist illusorisch. Reines Gemüt und reine Worte sind illusorisch.
Die direkten und indirekten Bedeutungen sind illusorisch.
Das Höchste Brahman, die Natur des Bewusstseins, ist die einzige Wirklichkeit.

 

4

 

Die Objekte, welche durch Wissen begriffen werden, sind illusorisch.
Die Objekte, über welche von der Intelligenz reflektiert wird, sind illusorisch.
Die Objekte, an welche vom Verstand gedacht wird, sind illusorisch.
Die Objekte, welche durch Worte beschrieben werden, sind illusorisch.
Die Objekte, welche mit den Sinnen in Verbindung stehen, sind illusorisch.
Die Objekte, welche als „diese“ bezeichnet werden, sind illusorisch.
Alle Objekte, welche Paare von Gegensätzen bilden, sind illusorisch.
Das fleckenlose Höchste Brahman ist die einzige Wirklichkeit.

 

5

 

Das Ohr und die gehörten Klänge sind illusorisch.
Die empfindsame Haut und die gefühlten Berührungen sind illusorisch.
Das Auge und die gesehenen Formen sind illusorisch.
Die Nase und der wahrgenommene Geruch sind illusorisch.
Opfer und die Götter, welche sie günstig stimmen sollen, sind illusorisch.
Gotra (Abstammung), sutra (religiöse Vorschriften) und Sippe sind alle illusorisch.
Das makellose Höchste Brahman ist die einzige Wirklichkeit.

 

6

 

Verschiedene Dinge wie Dies und Das oder etwas anderes sind illusorisch.
“Ich“, „du“ und „andere“, von denen die Rede ist, sind alle illusorisch.
Was unter „hier“ und „anderswo“ verstanden wird, ist alles illusorisch.
Alle Arten von Praktiken und geheimen Ritualen sind illusorisch.
Alle Dinge in dieser all-umfassenden Welt sind illusorisch.
Selbst eine Ursache für dieses ganze Universum ist völlig illusorisch.
Alles, was als das Gesehene erscheint, ist illusorisch.
Das Höchste Brahman, der Seher, ist die einzige Wirklichkeit.

 

7

 

Die Vorstellung des Bewegten und Unbewegten ist illusorisch.
Die Vorstellung der Differenzierung zwischen allem ist illusorisch.
Die Vorstellung von einem einen Ganzen ist illusorisch.
Die Vorstellung, das eine Ganze sei ein Missverständnis, ist illusorisch.
Die Ursache der ganzen Welt, Brahma, ist illusorisch.
Der Erhalter von allem, Hari, ist illusorisch.
Der Zerstörer der Welt, Hara, ist illusorisch.
Das ungeteilte Höchste Brahman  ist die einzige Wahrheit.

 

 

 

8

 

Buße und Gebete sind illusorisch. Heilige Wasser sind illusorisch.
Studium der Veden ist illusorisch. Die homas (Opfer) sind illusorisch.
Verehrung Sivas oder anderer ist illusorisch. Mantras (mystische Formeln) sind illusorisch.
Die verschiedenen Kasten (varnam) und Lebensordnungen (asramas) sind illusorisch.
Glückbringender Satsang und Ähnliches sind illusorisch.
Die Abfolge der Zeit mit Vergangenheit und so weiter ist illusorisch.
Alle diese wertlosen weltlichen Erscheinungen sind illusorisch.
Das unvergängliche Höchste Brahman ist die einzige Wirklichkeit.

 

9

 

Reine Seele! Die verschiedenen Erscheinungen, welche zu sehen sind,
Existieren in Wirklichkeit überhaupt nicht.
Verstehe, dass jede Erscheinung, welche sich aus Maya (Täuschung) erhebt,
Betäubende Illusion ist.
Im Folgenden gebe ich dir die geheime Definition,
Wie sie von dem Höchsten Shiva gegeben wurde, in der Weise, dass du sie verstehen kannst.
Die ganze Welt, die Individuen (jivas) und das Höchste (Para) sind immer nur
Das Höchste Brahman, von der Natur reinen Wissens.

 


10

 

Unwissenheit, welche von der Natur der Dunkelheit ist, und all ihre Differenzierungen,
Das Gemüt, welches Dualität erschafft, und all seine Differenzierungen,
Die sich ausbreitende Welt und all ihre Differenzierungen,
Der Makrokosmos aus einer Million von Galaxien und all seine Differenzierungen,
Die Dreiheit der Welten und ihre Differenzierungen,
Die verschiedenen Qualitäten (gunas) und Unvollkommenheiten (dosas) und all ihre Modifikationen
Und alle Worte des Guru, welcher die Verkörperung der Gnade ist -
Sei gewiss, all diese sind Brahman, von der Natur des Wissens.

 

11

 

Alles Höchste, Mittlere und Niedrigste,
Omkara (der Laut OM), der erste Buchstabe „a“ (akara) und alle Buchstaben,
Alle Handlungen mit ihren Unterschieden – Gut und Böse - ,
Alle Aktivitäten verschiedener Art,
Alle Dinge, die für ähnlich gehalten werden,
Alle Dinge, die an verschiedenen Orten zu hören sind,
Und alle Dinge, die das Bild von dieser Welt ausmachen -
Sei gewiss, all diese sind Brahman, das reines Bewusstsein ist.

 

 

 

12

 

Alle Dinge, die mit einander verbunden sind auf verschiedene Arten,
Alle Dinge, die in Worten beschrieben sind,
Alle Dinge, die mit Verachtung abgelehnt werden,
Alle Dinge, die mit Vergnügen akzeptiert werden,
Alle Dinge, die immer mehr bieten,
Alle Handlungen, die immer besser vollbracht werden,
Und alle tugendhaften Handlungen wie das Bad in heiligen Wassern und Ähnliches -
Sei gewiss, all diese sind das makellose Brahman.

 

13

 

Sei gewiss, alles, was existiert
Als mannigfaltig und „dieses“ genannt wird, ist Brahman.
Sei gewiss, alles, was auch immer als existiert
Als „ich“, ist ganz und gar Brahman.
Was auch immer wo auch immer auftaucht
Und auf welche Weise auch immer als das Gesehene -
Alle solche Erscheinungen sind Brahman, der Seher.
Bleibe immer in dieser standhaften Gewissheit.

 

14

 

Höre weiterhin die äußerst geheime und wunderbare Definition,
Welche mir vom Herrn (Isvara) gegeben wurde
Auf dem erhabenen Berge Kailasa,
Und die ich nun geben werde zum Wohle aller.
Alles das, was unterschieden erscheint,
Ist immer allein von der Natur unterschiedslosen Bewusstseins.
Die Natur jenes gepriesenen Bewusstseins, welches allein ist,
Ist die Natur des unteilbaren Höchsten Brahman.

 

15

 

Was hier als „Ich“ gedacht wird, ist nur Bewusstsein.
Was als „dieses“ gesehen wird, ist nur Bewusstsein.
Die Bedingtheit des reinen Bewusstseins ist auch nur Bewusstsein.
Die Welt, wie sie erscheint, ist nur Bewusstsein.
Was als „du“ und „ich“ darin bezeichnet wird, ist auch nur Bewusstsein.
Raum, Luft und Feuer sind alle nur Bewusstsein.
Wasser und Erde sind auch nur Bewusstsein.
Alle fünf Götter sind nur Bewusstsein.

 

 

 

16

 

Vergangenheit und Zukunft sind nur Bewusstsein.
Die Gegenwart ist nur Bewusstsein.
Die Materie, welche der Veränderung unterliegt, ist nur Bewusstsein.
Die Qualitäten, welche sich beschreiben lassen, sind nur Bewusstsein.
Der Wissende und das Wissen sind nur Bewusstsein.
Das Wissen und das, was durch es gewusst wird, sind auch nur Bewusstsein.
Anfang und Ende sind auch nur Bewusstsein.
Das Große und das Kleine sind auch nur Bewusstsein.

 

17

 

Worte in all ihrer Verschiedenheit sind nur Bewusstsein.
Die Äußerungen, die sich in Worten ausdrücken, sind nur Bewusstsein.
Was als verschiedene Gruppen erscheint, ist nur Bewusstsein.
Was aus diesen Erscheinungen folgt, ist nur Bewusstsein.
Das intensivste Verlangen ist nur Bewusstsein.
Die Abneigung gegen das zunächst Gewünschte ist nur Bewusstsein.
Was „hier“ und „anderswo“ genannt wird, ist nur Bewusstsein.
Alle Nicht-Existenz und alle Existenz sind nur Bewusstsein.

 

18

 

Brahma, der Schöpfer des Mannigfaltigen, ist nur Bewusstsein.
Vishnu, der Erhalter, ist nur Bewusstsein.
Hara, der Zerstörer, ist nur Bewusstsein.
Alle Götter, Dämonen und Menschen sind nur Bewusstsein.
All die wandernde animalische Schöpfung ist nur Bewusstsein.
Die ganze Welt, bewegt oder unbewegt, ist nur Bewusstsein.
Der Guru, der leitet, und der Schüler sind nur Bewusstsein.
Die Väter, die Söhne und andere sind nur Bewusstsein.

 

19

 

Das Gesehene und der Seher sind nur Bewusstsein.
Das Wissen und das Kennbare sind nur Bewusstsein.
Das Feststehende und das Veränderliche sind nur Bewusstsein.
Die groben und subtilen Körper sind nur Bewusstsein.
Der kausale Körper ist auch nur Bewusstsein.
Maya (die Illusion) und mahat (das projizierte Licht des Absoluten Bewusstseins) sind auch nur Bewusstsein.
Die verkörperten und die nicht verkörperten Wesen sind nur Bewusstsein.
Handlung und Ursache sind alle nur Bewusstsein.

 

 

 

20

 

Die Veden und Vedanta sind nur Bewusstsein.
Dualität und Nondualität sind nur Bewusstsein.
Die Richtungen und das Richtungslose sind nur Bewusstsein.
Die Hüter der Richtungen sind nur Bewusstsein.
Topf und Tuch (Bespiele aus der philosophischen Diskussion) und andere derartige Analogien sind nur Bewusstsein.
Die verschiedenen zu beobachtenden Interaktionen sind nur Bewusstsein.
Name und Form sind nur Bewusstsein.
Alle Objekte sind nur Bewusstsein.

 

21

 

Die verschiedenen Wesen sind nur Bewusstsein.
Die sich ausdehnenden Welten sind nur Bewusstsein.
Die verschiedenen sich bewegenden pranas (Lebensatem) sind nur Bewusstsein.
Die unsteten Fähigkeiten sind nur Bewusstsein.
Die verschiedenen Hüllen sind nur Bewusstsein.
Die guten und schlechten Verdienste aufgrund von Handlungen sind nur Bewusstsein.
Die sich wandelnden Lebewesen sind nur Bewusstsein.
Alles ist immer nur Bewusstsein.

 

22

 

Das Dauerhafte, Feste ist nur Bewusstsein.
Das Vergängliche, Unstete ist nur Bewusstsein.
Die erhabene Wahrheit ist Bewusstsein.
Die zu meidende Unwahrheit ist nur Bewusstsein.
Der beständige Untergrund ist nur Bewusstsein.
Die unstete Überlagerung ist nur Bewusstsein.
Die verschiedenen Arten von Glück und Leid sind nur Bewusstsein.
Alle unterschiedlichen Objekte sind nur Bewusstsein.

 

23

 

Die vier Erfordernisse für die spirituelle Praxis sind nur Bewusstsein.
Die wandellose Befreiung ist auch nur Bewusstsein.
Was sich in die Vielfalt modifiziert hat, ist nur Bewusstsein.
Was die Veden verkünden, ist nur Bewusstsein.
Was die geheimen Schriften enthüllen, ist nur Bewusstsein.
Was erreicht werden kann und was außer Reichweite liegt, ist nur Bewusstsein.
Was immer existiert, wo immer und wie immer,
Ist alles nur Bewusstsein.

 

 

 

24

 

Außer Bewusstsein gibt es keine Bindung.
Außer Bewusstsein gibt es keine Befreiung.
Außer Bewusstsein gibt es kein Individuum (jiva).
Außer Bewusstsein gibt es keinen Herrn (Isvara).
Außer Bewusstsein gibt es keine Welt.
Außer Bewusstsein gibt es kein Atom.
Was immer Bewusstsein ist, wird nirgendwo zerstört.
Es ist von der Natur des Höchsten Brahman.

 

Dieses Wort, verkündet von Shankara (dem Gütigen), ist die Wahrheit, die Wahrheit.
Zweifel gibt es dort keinen.
Ich beteuere dies, indem ich die schützenden Füße
Des erhabenen Höchsten Shiva berühre.
Dieses ist der Sinn, dieses ist der Sinn von dem, was in allen Teilen der Veden verkündet wird. 
Daran gibt es keinen Zweifel.
Wer immer dieses einmal in Liebe hört,
Wird zum Höchsten Brahman, welches das Eine ist.

 

26

 

Durch Studium der Upanishaden mit Hingabe,
Durch Geschenke an die Verehrer Paramasivas (des Höchsten Siva),
Durch Verehrung des vollkommen erfüllten Höchsten Siva in der Gestalt eines makellosen göttlichen Lingam,
Durch Aufenthalt in den weit verbreiteten heiligen Shiva-Stätten,
Durch verschiedene andere vorgeschriebene Riten
Wird die Gnade des Höchsten Shiva, Brahman,
Ausströmen
Und das unteilbare, unendliche Wissen vom Selbst wird aufdämmern.

 

27

 

Wie könnte man den Höchsten Shiva (an einen bestimmten Ort) zur Verehrung herbei rufen,
Da er doch von der Natur von sphurana (blitzend, funkelnd, hervorbrechend, vibrierend) ist?
Wie könnte man dem Höchsten Shiva einen Sitz anbieten,
Da er doch die Grundlage (Basis) von allem ist?
Wie könnte man dem Einen bereits Reinen Wasser zum Waschen der Füße und andere Ehren anbieten?
Wie könnte man den in sich selbst Weilenden baden, der durch nichts genässt werden kann?

Wie könnte man den Höchsten Einen mit einem Tuch als Opfergabe bedecken,
Der alles durchdringt und dessen Gewand nur der Raum ist?

 

28

 

Wie könnte man die geheiligte Schnur anlegen
Für den Einen, der jenseits aller vorgeschriebenen Kasten und Lebensordnungen ist?
Wie könnte man den unkörperlichen, undifferenzierten Einen
Mit glänzendem Schmuck verzieren?
Wie könnte man den Einen ohne Verbindungen und Anhänglichkeiten
Mit süß duftender Sandelholz-Paste salben?
Wie könnte man den Einen ohne alle vasanas (Duft der Erinnerung, Neigung)
Mit duftenden Blumen verehren?

 

29

 

Wie könnte man dem Einen, der ohne Nase und Selbst-leuchtend ist,
Mit Liebe Räucherwerk und Licht opfern?
Wie könnte man dem Einen Nahrung (naivedya) opfern,
Der in Wirklichkeit
Eingetaucht ist in Seligkeit?
Wie könnte man dem Einen Betel-Nüsse darbringen,
Der Selbst fürwahr alle Welten erfreut?
Wie könnte man ihm alle anderen Ehren anbieten?

 

30

 

Wie könnte man Kampfer-Licht opfern
Für das leuchtende Bewusstsein, welches Feuer und anderes (Lichter) offenbart?
Wie könnte man den Endlosen
In Ehrfurcht umrunden?
Wie könnte man sich vor dem immer nicht-dualen Einen
Verehrend zu Boden werfen?
Wie könnte man mit Worten
Den Einen preisen, der außerhalb der Reichweite von Verstand und Worten ist?

 

31

 

Wie könnte man nach der Verehrung den Einen an seine eigene Wohnstätte zurückkehren lassen,
Der alles Innere und Äußere durchdringt?
Obgleich solche äußere Verherrlichung mit all diesen Ehren
Für den Herrn (Isvara) unangemessen ist,
Höre, mein Sohn!, mit Aufmerksamkeit und Interesse,
Wie die Verehrung des wandellosen Sambhu, (Spender von Glück), Sein-Bewusstsein-Seligkeit,
Durch innere Überzeugung
In den kennenswerten Vedanta Texten dargelegt ist.

 

32

 

Die Überzeugung, dass es nichts dergleichen gibt wie maya (Illusion)
Und dass ich verbleibe als der irrtumslose Höchste Shiva,
Ist die avahana (Anrufung).
Die Überzeugung, dass ich der reine Höchste Shiva bin, wandellos und verbleibend in sich Selbst,
Ist die Darbringung einer makellosen asana (Sitzhaltung).
Die Überzeugung, dass ich nicht beeinflusst werde durch gute oder schlechte Ansammlungen (von Karma)
Als Folge von Bindungen des Gemüts,
Ist die Darbringung von Wasser für padya (die Fußwaschung).

 

33

 

Absage an die lange gehegte, weit verbreitete und wankelmütige avidya (Unwissenheit)
Ist das respektvolle Trankopfer für den Lingam des Selbst.
Die Überzeugung, dass alle trinken werden
Von den Tropfen des ungehinderten Schauers
Der Seligkeit, welche der Höchste Shiva ist,
Ist die Darbringung von achamana (eines Schlucks Wasser).
Höre weiter, Sohn!,
Über die Weise der Ausübung von abhiseka (der Waschung).

 

34

 

Die Betrachtung, dass alle Welten feucht sind
Von dem vollkommen erfüllten, köstlichen Regen der ich ist,
Und dass ich das makellose Brahman bin,
Welches nicht nass werden kann von dem Wasser der Handlungen, das ist die wirksame Waschung.
Die feste Überzeugung, dass ich die vollkommene Fülle bin,
Welche nicht im geringsten von etwas anderem bedeckt werden kann,
Ist die angemessene Darbringung eines Gewandes
Für den Lingam (Symbol Shivas) des Höchsten Selbst.

 

35

 

Die Meditation, dass ich das Höchste Brahman bin,
Die Kraft, welche die drei Stränge der drei gunas (Qualitäten) hält, aus denen die Welt besteht,
Ist die Darbringung der geheiligten Schnur an den Lingam des Höchsten Selbst.
Die Entschiedenheit, dass ich das Selbst bin,
Welches unkörperlich ist und völlig leer von allen unterscheidenden Merkmalen,
Ist die Darbringung von Schmuck.
Die Betrachtung, dass ich die Macht bin, welche die Welt ganz und gar durchdringt
Mit verschiedenen Düften (von vergangenen Eindrücken, vasanas), ist die Darbringung von Sandelholz-Salbe.

 

36

 

Verzicht auf die vrittis (Modi), welche die Folgen der drei gunas (Qualitäten) sind,
Bildet die Darbringung von Reiskörnern an den ursprünglichen Lingam.
Die Zurückweisung der dreifachen Einteilung in „Lehrender“, „Ich“ und „Isvara“ (Herr)
Ist die Darbringung der Bilva-Blätter.
Den schlechten Geruch der vasanas (Eindrücke der Vergangenheit) zu meiden
Ist das Schwenken von Räucherwerk.
Die beständige bhavana (Überzeugung), dass ich der Höchste Siva bin,
Ohne Eigenschaften und Selbst-leuchtend, ist die Darbringung von Licht.

 

37

 

Das Verstehen, dass ich die jeweiligen Kerne der Universen bin,
Ist das Speiseopfer für den Höchsten Shiva.
Der ungeteilte Modus, welcher das Genießen der wandellosen Brahman-Seligkeit ist,
Bildet die Darbringung von vyanjana (Gewürzen).
Die unablässige Reinigung durch Wissen
Von den klebrigen, verschmutzten Resten,
Welche fundamentale, unbeständige Unwissenheit genannt werden,
Bildet die Darbringung von Wasser zum Waschen der Hände.

 

38

 

Verzicht auf die Gebundenheit an Sinnesvergnügen
Ist die Darbringung von tambula (Betelnüssen).
Das reine Wissen um Brahman,
Welches die Dunkelheit der Unwissenheit vertreibt,
Ist das leuchtende Kampfer-Opfer.
Die Erkenntnis, dass alles, was als Vielfalt erscheint, das Eine Brahman ist,
Ist die Darbringung einer reinen Blumengirlande,
O Reiner!, für den Lingam des Höchsten Shiva, die Fülle der Glückseligkeit.

 

39

 

Die Betrachtung, dass ich das vollkommen erfüllte, selige Selbst bin,
Ist das Streuen von Blumen in Verehrung.
Die Betrachtung, dass das Universum mit seinen Myriaden von Aktivitäten um mich kreist,
Bildet die vorgeschriebene Umkreisung.
Die Betrachtung, dass alles sich immer vor mir verneigen wird
Und ich mich niemals von jemandem verneigen werde,
Bildet für immer die Verneigung
Vor dem großen Lingam des Selbst.

 

40

 

Der Gedanke, dass da keine Spur
Von Name und Form in mir ist, der ich das Universum bin,
Bildet den Gesang der erhabenen Namen,
Welcher ein vorgeschriebenes Element der Verehrung des Höchsten ist. 
Die Betrachtung, dass es keine Notwendigkeit
Für irgend eine Handlung von mir in dieser Welt gibt,
Bildet die anderen Ehren, welche das Gemüt
Andächtig bezeigt. 

 

41

 

Die Versenkung in Meditation,
Frei von allen Täuschungen und Ablenkungen des Verstandes,
Bildet die Entlassung des Lingam, des Höchsten Shiva ohne Teile,
Zurück an seine eigene Wohnstätte.
Einer, der in dieser Weise diese reine Verehrung vollzieht,
Selbst nur einmal, wie es im Vedanta heißt,
Wird die vasanas (vergangenen Eindrücke, Tendenzen) und alle ajnana (Unwissenheit) und den Kummer entfernen
Und die große Seligkeit der Befreiung erlangen.

 

42

 

Isvara (der Herr), in seinem Erbarmen,
Wird Wissen und Befreiung verleihen,
Allmählich, Schritt für Schritt,
Selbst jenen, die nicht die nötige Fähigkeit haben
Die Verehrung auszuführen wie soeben erklärt,
Die aber die äußere Verehrung ausführen, in Liebe
Zu dem Höchsten Shiva, in Übereinstimmung mit den vorgeschriebenen Ritualen
Mit Bildnissen und Ähnlichem.

 

43

 

Suta, der immer allwissend ist,
Erzählte all den großen Weisen, dass
Skanda in Seinem endlosen Erbarmen
Dem Jaigheeshavya darlegte,
Wie der Weise Ribhu in Liebe den Nidagha
Die Definition des Höchsten Prinzips lehrte,
In der selben Weise,
Wie der Höchste Shiva in seiner Gnade sie ihn gelehrt hatte.

 

44

 

Es ist die grenzenlose Gestalt des makellosen Isvara (der Herrn) im Zustand freudigen Tanzes, welche hier erklärt,
Dass die scheinbare, verschiedenartige Vielfalt nur eine Illusion ist,
Welche die Erleuchtung vermittelt, dass die Grundlage dieser Unwirklichkeit nur Wissen ist,
Und welche die Methode der Verehrung des Eigenschaftslose im Geiste darlegt.

 

 

Kapitel 4